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421 Kilometer gespendet

Eigentlich hasse ich Massenveranstaltungen. Es gibt nur eine Ausnahme: Sogenannte Volksläufe. Seit 2008 laufe ich. Distanzen zwischen 10 km und Halbmarathon machen Spaß, verlangen kein Hochleistungstraining – und es gibt viele Wettkampfveranstaltungen (oder eben: Volksläufe). Das Schöne daran: 1. Keine Autos. 2. Manchmal gibt’s T-Shirts. 3. Die vielen Menschen am Rande, die einen bejubeln, auch, wenn man sie überhaupt nicht kennt. Ich hätte nie gedacht, dass das hilfreich ist – aber, ja, das ist es. Und es macht einfach Spaß.

Nun hat Berlin schon viel zu bieten, doch Urlaub ist ja auch ganz schön. So meldete ich mich im vergangenen Herbst zum Bremer Halbmarathon an, um das Angenehme (Urlaub) mit dem Angenehmen (Halbmarathon) zu verbinden, und stieß bei Recherchen über diese Veranstaltung zufällig auf die I run for life-Seite. www.irunforlife.com Wenn man sich hier anmeldet, rennt man für die gute Sache: Alle Läufe, die man absolviert hat, trägt man ein – und die gelaufenen Kilometer werden addiert und kommen einer gemeinnützigen, hospizlich-palliativen Einrichtung zugute, die man selbst gewählt hat. Ach ja, und ein T-Shirt gab’s auch.

Länger als ich laufe, so ungefähr seit 2000, bewege ich mich, sagen wir: teilaktiv in der Berliner Palliativszene. Durch einen Artikel von Rosemarie Stein auf die Vereinsgründung aufmerksam gemacht, wurde ich kurz darauf Mitglied im PZBB (heute: DGP Landesvertretung Berlin-Brandenburg e.V.). Vollkommen fachfremd, aber begeistert. Ungefähr zeitgleich lernte ich, auch über einen Artikel im Tagesspiegel, das Ricam-Hospiz kennen, dessen Arbeit mich ebenfalls begeisterte. Schon lange war ich der Ansicht, dass die Gesellschaft mit Schwerstkranken und Sterbenden, vor allem, wenn sie alt sind, nicht immer so umgeht, wie ich mir das wünschte. Im Ricam nun fand ich ein Konzept umgesetzt, das meiner Auffassung von der Gestaltung eines Lebensendes entsprach. Nachdem ich mir die Einrichtung das erste Mal angeschaut hatte, war mein (zugegeben überhaupt nicht uneigennütziger) Gedanke: Möge es dieses Haus noch geben, wenn’s bei mir mal soweit ist. Nicht nur deshalb spende ich regelmäßig – und als ich nun sah, dass ich bei I run for life helfen kann, einem Hospiz eine vierstellige Summe zukommen zu lassen, indem ich mache, was ich sowieso und gern tu: viele Kilometer laufen, bedurfte es keiner Überlegung: ich meldete mich an und gab als Einrichtung das Ricam ein.

Zu meiner Freude war ich nicht die Erste, die das tat. Ein mir unbekannter Herr hatte bereits 2 Halbmarathons beigesteuert. Und ich blieb auch nicht die letzte: Meine gute Freundin (und beste Trauzeugin der Welt) Tanja B. läuft noch viel mehr als ich. Beim Rennsteiglauf legt sie gute 70 km zurück, ganz zu schweigen von mehreren 10 km-Läufen, Halb- und ganzen Marathons. Tanja musste im Grunde nicht überzeugt werden: Informieren genügte schon, und
auch sie widmete ihre Läufe dem Ricam: in Summe 285 km. Dagegen sind meine 94 geradezu Peanuts. Immerhin genügten die insgesamt 421 km, dem Ricam 1.000 Euro zu vermitteln. Das ist schön – doch dieses Jahr will ich noch mehr.

Im Herbst laufe ich (wenn nichts dazwischenkommt) meinen ersten Marathon. Natürlich für mich. Aber auch fürs Ricam. Damit Massenveranstaltungen, die mich fröhlich stimmen, auch noch einem guten Zweck dienen. Liebe Newsletter-Leser, bitte machen auch Sie mit und/oder verbreiten Sie das Wort (wie man so sagt). Jeder Kilometer zählt. Wortwörtlich. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.