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Eine Messe, die sich „Leben und Tod“ nennt?

Die Besucherzahlen geben ihr recht: in diesem Jahr kamen mehr als 3.300 Besucherinnen und Besucher in die Messehalle 6 in Bremen. Die Messe richtet sich sowohl an Interessierte, die sich über die Themen Sterben, Tod und Trauer informieren möchten als auch an das Fachpublikum von professionell oder ehrenamtlich in diesen Bereichen arbeitenden Menschen.

In diesem Jahr konnten 142 Aussteller gewonnen werden, immerhin gut ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr. So informierten Organisationen und Institutionen aus Hospizarbeit und Palliativversorgung, Bestatter, Hersteller von Urnen, Särgen, Grabschmuck und viele andere mehr über ihre Arbeit und ihre Angebote. Darunter durchaus ungewöhnliche Angebote, wie z.B. „Singende Krankenhäuser“, eine Organisation, die das Singen in Gesundheitseinrichtungen fördert und zum/zur Singeleiter/-in in Gesundheitseinrichtungen fortbildet. Oder „Vergiss-Mein-Nie“, zwei Frauen, die sich darum kümmern in Zusammenarbeit mit den Angehörigen eine höchst persönliche Erinnerung zu gestalten. Oder das Angebot des Wohlfühltelefons, erfunden und organisiert vom Verein Ambulante Versorgungslücken e.V. in Bremen, das man abonnieren oder verschenken kann. Es handelt sich um , die als Brücken der Begegnung gegen das Alleinsein, aber auch als geistiges Training () gedacht sind. (www.wohlfuehlanrufe.de)

Die Messe ist aber nicht nur Messe, sondern auch Kongress. So wurden an zwei Tagen rund 50 Vorträge und Workshops angeboten. Ein Teil der Vorträge und Workshops richtet sich dabei ausdrücklich an das Fachpublikum, viele waren jedoch offen für alle Interessierten. Die Auswahl fällt schwer, weil häufig parallel ein weiterer interessanter Vortrag oder Workshop angeboten wird. Großer Andrang war natürlich bei den Vorträgen von Chris Paul zu verzeichnen.
Chris Paul ist eine sehr bekannte Trauerbegleiterin, die sich 1998 selbständig gemacht hat und seit 2002 das Trauerinstitut Deutschland leitet. (www.trauerinstitut.de)
Interessant der Vortrag für das Fachpublikum: „Konstruktive Schuldbearbeitung – Die Begleitung von Schuldfragen im Trauerprozess“, in dem sie sich auch auf ihr Buch
bezieht, das 2013 in einer 2. Auflage erschienen ist.
Die zentralen Fragen sind:
Wie entstehen Schuldvorwürfe anlässlich des Todes eines Menschen?
Welche Auswirkungen hat dies auf die Trauernden?
Und – dies ist die Hypothese von Chris Paul – welche positive Funktion haben diese Schuldvorwürfe?

Ein sehr lebhaft gestalteter Workshop von Jochen Becker-Ebel zeigte die Möglichkeiten der Methode Psychodrama in Trauerprozessen auf. Insbesondere für ältere, länger zurückliegende und schwierige Abschiede ist diese Methode in der Begleitung geeignet. Als Teilnehmerin/Teilnehmer dieses Workshops konnte man aktiv Einblicke gewinnen.
Die Bedeutung der „Sinnlichen Abschiednahme vom Verstorbenen“ ist dem Bestatter Jörg Vieweg aus Rellingen ein besonderes Anliegen. So vermittelte er in seinem Workshop Einblicke in die thanatopraktische Versorgung von Verstorbenen. Ziel ist es, den Toten so , dass Angehörigen auch nach schwierigen Situationen des Todes (Suizid, Verkehrsunfall, krankheitsbedingte Entstellungen) ein Abschied ohne Schrecken möglich ist. Ein sehr beeindruckender Vortrag.

Unser Fazit: Ein Besuch dieser Messe lohnt in jedem Fall. Es ist ein Blick über den Tellerrand hinweg zu neuen Ideen, Formen, Entwicklungen,