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15 Jahre Ricam Hospiz – Von erfüllten Träumen und Zukunftsvisionen

Begleitet mich - 15 Jahre Ricam Hospiz

Liebe Freundinnen und liebe Freunde des Ricam Hospizes,
liebe Leserin, lieber Leser,

zwei Träume, die auch meine waren, haben sich erfüllt. Der erste Traum – das war die Gründung EINES Hospizes in Berlin. Damals, als mich die Patienten noch Schwester Dorothea nannten und ich auf einer Krebsstation arbeitete, wusste ich nicht einmal, dass es Hospize gibt. Das war vor fast 20 Jahren.
Ich wusste aber aus Erfahrung, dass sterbenskranke Patienten einen Ort brauchen, an dem sie in Geborgenheit bis zuletzt leben können. Krankenhäuser können dies von ihrer Struktur her und wegen der an sie gerichteten Erwartungen natürlicherweise nicht sein. Denn ich musste bei meiner Arbeit erfahren, dass den Bedürfnissen Sterbender nach individuellen Medizin-Konzepten und nach sozialer sowie emotionaler Unterstützung hier oft nicht genug Raum gegeben werden kann.

Begleitet mich - 15 Jahre Ricam Hospiz

Begleitet mich – 15 Jahre Ricam Hospiz

Zu dieser Zeit gab es schon 50 Hospize in Deutschland. Alle weit weg – das nächstgelegene in Halle. Für Berlinerinnen und Berliner gab es kein Angebot. Und es gab in ganz Deutschland keine Regel-Finanzierung. Es mussten viele Hürden genommen werden. Dabei gab mir die Lektüre von Cicely Saunders, der Gründerin des weltweit ersten Hospizes, den entscheidenden Impuls. Ihre Bücher wurden mein Leitfaden für die Konzeption des Ricam Hospizes. Ihr Pragmatismus begeisterte mich. Wenn es nichts Fertiges gab, dann musste ich, auch hier in Berlin, um die Menschen, die ich kannte, herum bauen. Ich erinnere mich, wie ich in einem Zimmer mit vier Patienten saß und wir über einen für sie guten Ort sprachen: »Was braucht ihr? Wie soll euer Hospiz aussehen? Was verursacht euch den meisten Kummer?« Vieles habe ich von diesen Patienten gelernt.

Auch heute geben unsere Patienten im Ricam Hospiz die Impulse dafür, dass Abläufe und Formen der Versorgung im Ricam Hospiz immer neu gestaltet werden. Viele dieser zunächst individuellen Ideen werden zu festen Bestandteilen und Ritualen unseres Konzeptes – manchmal nur kurz; manchmal auch für immer.

Liebe Leserin, lieber Leser, in vielen Träumen geschehen Wunder, auch im Traum der Ricam-Hospiz-Gründer. Das Wunder kam in Gestalt von Menschen, die sich von unserer Vision begeistern ließen, die darauf vertrauten, dass diese Vision eines Tages Wirklichkeit werden würde – Menschen, die mit Bürgschaften halfen, Menschen, die die erforderlichen finanziellen Quellen erschlossen, um das zu schaffen, was bis heute tausenden Patienten und ihren Angehörigen zur Verfügung stand und weiter stehen wird: nämlich das stationäre Ricam Hospiz und der Palliative Hilfsdienst d.E.L.P.H.i.N. für Menschen zu Hause.

Heute gibt es 13 stationäre Hospize in der Stadt, weitere sind in Planung! Die Situation für viele Sterbende hat sich also verbessert. Die Herausforderung der Zukunft ist nun, Patienten vergleichbar optimal zu versorgen. Für die Qualität darf nicht entscheidend sein, wo sie leben – ob in ihren eigenen vier Wänden, im Pflegeheim oder im Hospiz. An dieser Herausforderung zu arbeiten, das Erreichte zu bewahren und das Zukünftige zu gestalten, ist nur möglich durch das Engagement vieler Zeit- und Geldspender. Darum freue ich mich, wenn ich heute nach 15 Jahren sagen kann: Für mich erfüllte sich auch ein zweiter großer Traum.

Das Ricam Hospiz, das von vielen Menschen leidenschaftlich getragen wird, konnte Ende 2011 in eine Organisationsform gegossen werden, die mich -und die Gründer dieser Organisation- überdauern wird. Es ist die Ricam Hospiz Stiftung. Dass dies möglich wurde, haben wir dem Vermächtnis von Frau Ingeborg Kerling zu verdanken und den Mitstiftern: dem Lions Club Berlin-Kurfürstendamm und der Gesellschaft der Freunde des Ricam Hospizes e.V. Dem Gründungskapital der Stiftung konnte vor kurzem bereits eine erste Zustiftung in Höhe von 20.000 Euro zufließen. Damit beträgt das Stiftungsvermögen mittlerweile 100.000 Euro. Die Erträge dieses hoffentlich wachsenden Vermögens fließen Jahr für Jahr dem Ricam Hospiz zu. Möglicherweise – und das sind Visionen für die nächsten zwanzig Jahre und darüber hinaus – lässt sich auch eines Tages die angemietete Dachetage des Ricam Hospizes in Stiftungs-Eigentum überführen oder ein weiteres Hospiz eröffnen, das den Bedürfnissen einer veränderten gesellschaftlichen Realität Rechnung trägt.
Ein solches Hospiz der Zukunft wird sicher anders aussehen als heutige Hospize. Es wird möglicherweise neben den heute üblichen Patientenzimmern auch aus einigen geräumigen Appartments bestehen, in die pflegende Familienangehörige eine Zeit lang einziehen können, um bei ihren Nächsten bleiben zu können, bis zuletzt. Damit verbunden ist eine viel stärkere Verankerung dieses Hospizes der Zukunft in die jeweilige Gemeinde oder den Bezirk. Denn eine fürsorgliche und mitfühlende Gesellschaft braucht nicht nur Visionen, sondern auch viele einzelne engagierte Menschen, die sie verwirklichen.
Meine Träume und die vieler Freunde und Förderer haben sich erfüllt – zahlreiche Sterbende haben im Ricam Hospiz in den letzten
15 Jahren eine geborgene und sichere Umgebung gefunden. Dies ist ein bemerkenswertes Verdienst vieler Bürgerinnen und Bürger. Ich möchte Sie ermuntern mit uns das Erreichte zu feiern. Treffen wir uns auf den zahlreichen Veranstaltungen unseres Jubiläumsprogramms und bleiben wir miteinander verbunden.

Bleiben Sie dem Ricam Hospiz gewogen!

Ihre Dorothea Becker
Geschäftsführerin der Ricam gGmbH