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»Bevor ich sterbe, möchte ich …«

Foto: (C) Kerstin Buhse

Foto: (C) Kerstin Buhse

Nur Bestatter? Nur Beerdigungsrituale? Was sollte auf einer Messe mit so einem Titel zu sehen und zu hören sein? Neugierig las ich das Begleitprogramm im Internet: ein überraschend differenziertes Angebot: Vorträge, Workshops, Diskussionsforen. Also dazwischen dann ein Blick auf Särge und Urnen? So richtig vorstellen konnte ich mir das nicht. Die eigene Erfahrung war dann sehr überraschend.

Eine Messehalle mit über 100 Ausstellern. Darunter tatsächlich Angebote von Bestattungsunternehmen und Friedwäldern, doch auch Erinnerungsdiamanten und andere Formen zum Gedenken. Und welch eine Vielfalt von Themen an den Ständen dazwischen: Hospize, vor allem Kinderhospize, Selbsthilfegruppen ( Selbstmord, Trauer, Männer trauern anders, Sterbebegleitung und Tod im Islam u.a.), Verbände (Trauerbegleiter, Hospiz- und Palliativverband, Caritas), Buchstände, u.a. vom Verlag Vandenhoek und Ruprecht, der die bemerkenswerte Zeitschrift herausgibt) aber auch spezielle Angebote wie , ein internationales Netzwerk für therapeutisches Singen und Hilfsmittel wie Wahrnehmungsmöbel. Und dazwischen eine Tafel mit dem Satz ‹Bevor ich sterbe, möchte ich …›, den es zu vervollständigen galt.

Mitten in der Messehalle eine Bühne mit Stühlen für das Publikum, auf dem während der beiden Tagungstage Vorträge und Diskussionsrunden zu hören waren. So wurde der Charakter dieser Messe langsam deutlich: Es ist ein Forum zum Austausch – eine klassische Messe für Produkte und Dienstleistungen – und ein Fachkongress für Fachleute aus Theorie und Praxis.

Von der Eröffnung hatte ich mir etwas mehr erwartet: die Statements waren allgemein gehalten, nichts Kontroverses, keine Forderungen. Dafür waren dann die Vorträge umso informativer, weiterführender, aussagekräftiger. Zum Beispiel der von Monika Müller, eine der Herausgeberinnen der Zeitschrift »Leidfaden« zum Thema Resilienz. Ein Fachbegriff, den ich schon aus meiner pädagogischen Arbeit kannte: Resilienz ist die Fähigkeit, mit Veränderungen umzugehen– etwas, was in der Trauerarbeit ja das Wichtigste ist. Das Themenheft »Resilienz« der o.g. Zeitschrift heißt dann auch im Untertitel: Schutzschirm der Seele. Sie ist ein bekannter Name in der Szene, und ich war beeindruckt von der Klarheit und Verständlichkeit ihrer Ausführungen.

Sehr wichtig fand ich den Stand, der zur Unterschrift für die »Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland«, deren Umsetzung in eine nationale Strategie am 11. September 2013 in Berlin beraten wird. An dieser öffentlichen Sitzung des Runden Tisches werde ich teilnehmen.
Überraschenderweise gab es keine Abschlussveranstaltung – kaum zu verstehen bei Veranstaltern, die so viel mit Abschied zu tun haben. Kein Abschluss, kein Ende, kein Lebewohl. Dennoch; insgesamt eine vielseitige, gelungene Veranstaltung. Die nächste Messe – die fünfte – findet vom 8.-9. Mai 2014 statt.